Körper, Geist, und Umwelt: Einheit und Gleichgewicht

 

In der psychosomatischen Medizin betrachten wir Körper, Geist und Umwelt als ein eng verbundenes dynamisches System und voneinander abhängig. Diese Wechselwirkungen halten sich normalerweise in einem stabilen Gleichgewicht.

Dieses dynamische Gleichgewicht kann gestört werden. Krankheit auf welcher Ebene auch immer wäre dann ein dynamisches Ungleichgewicht. Die Störung wäre eine Veränderung oder ein Konflikt bzw. ein Komplex in diesem selbstorganisierten System, das eben Körper, Psyche und Umwelt umfasst und sich auf allen drei Ebenen zeigen kann. Bricht innerlich etwas Neues auf, so können wir zum Beispiel körperlich krank werden, wir können depressiv werden oder wir können uns aus unserer Umwelt zurückziehen bzw. diese zerstören.

Warum einige Menschen ihre inneren Konflikte vorwiegend psychisch, andere sozial oder körperlich verarbeiten, wird in der Fachliteratur unterschiedlich erklärt. Ungeachtet der Antworten geht es therapeutisch hingegen vornehmlich um die Auflösung des Ungleichgewichts, der Umbruchsituation oder des inneren Konflikts. Wie gehe ich damit um, wie lebe ich damit, wie realistisch ist Wandlung und was kann ich integrieren, insbesondere bei einer Chronifizierung?

Wann psychosomatische Betreuung helfen kann

Symptome treten also oft in besonders sensiblen Lebensphasen oder Zeiten der Veränderung auf. Dies gilt insbesondere für Übergänge wie den Weg in die Mutterschaft, das Klimakterium oder Veränderungen im sexuellen Empfinden. Typische Situationen, in denen eine gynäkopsychosomatische Betreuung hilfreich sein kann, sind:

  • ungewollte Kinderlosigkeit und Kinderwunschbehandlung

  • nach der Entbindung

  • Entbindung von frühgeborenen Kindern

  • Fehlgeburt oder Totgeburt

  • (später) Schwangerschaftsabbruch

  • postnatale psychische Störungen, wie z. B. Wochenbettdepression

  • chronische Unterbauchschmerzen

  • chronischer Juckreiz im Genitalbereich

  • prämenstruelles Syndrom (PMS)

  • Endometriose

  • Wechseljahresbeschwerden

Zuwendung im Einklang von Widerständen

Therapeutisch geht es mir in der psychosomatischen Therapie darum, zunächst eine Atmosphäre zu schaffen, die von Zuwendung und Vertrauen geprägt ist, vor allem, wenn es um die körperliche Ebene geht. Bilder von Entspannung und Gehaltensein stehen im Vordergrund, welches mit Methoden der Gestalttherapie, der Imagination oder der „weichen Atemtherapie“ ohne bzw. mit wenig Konfrontation und mit unterstützendem Eingehen auf die Problematik gebahnt werden kann. Dies ist etwas sehr Persönliches und steht ganz im Gegensatz zu einer förmlichen Seelen- Reparaturwerkstätte, wobei ich versuche, Widerstände aufs sorgfältigste zu berücksichtigen. Ich habe gelernt, dass ich die Widerstände nicht ernst genug nehmen kann.

Verantwortung statt Schuld: Achtsamkeit im Umgang mit Veränderungen

Daneben geht es mir darum, eine Denkweise vom Schuldigwerden und Schuldigsein zu relativieren: Nicht, weil ich etwas getan oder unterlassen habe, passiert dieses oder jenes, sondern es geschieht in meinem Lebenszusammenhang, wo sich Veränderungen ereignen, mit denen ich eben besser oder schlechter umgehen kann. Immer bleiben wird uns allerdings unsere Verantwortlichkeit. Unsere Verantwortung bleibt es, achtsam und fürsorglich mit uns selbst und unserem Leben umzugehen – unabhängig davon, wie sich Veränderungen auf körperlicher, psychischer, sozialer oder umweltbezogener Ebene zeigen.